Viele Menschen denken, es schließt sich gegenseitig aus, erfolgreich zu sein und in Teilzeit zu arbeiten. Hier treffen häufig zwei ganz wichtige persönliche Werte und Ziele aufeinander. Ich möchte viel Zeit mit der Familie verbringen. Oder ich muss beruflich kürzer treten, da ich mich primär um die Kinder (oder andere Familienmitglieder) kümmere. Doch ich möchte auch beruflich erfolgreich sein. Schließlich macht das für mich als Familien-Versorger ja auch einen ganz wesentlichen Teil meiner Rolle und meines Wertbeitrages aus.
In diesem Beitrag möchte dich dabei unterstützen, sich eigene Meinung zu bilden. Und ich möchte aufzeigen, welche Ansätze dabei helfen können, Erfolg und Teilzeit miteinander zu verbinden.
Was mich dazu qualifiziert, genau darüber zu schreiben? Ich arbeite in Teilzeit und fühle mich genau so erfolgreich wie in Vollzeit.
Gibt es anspruchsvolle Jobs in Teilzeit?
Ja, es gibt sie, die interessanten und herausfordernden Jobs in Teilzeit. Es ist noch nicht überall durchgedrungen und viele Führungskräfte und Personaler müssen zwei mal überlegen, bevor sie die Möglichkeiten sehen. Doch aus eigener Erfahrung kann ich sagen: fast jeder Vollzeit-Job kann auch erfolgreich in Teilzeit ausgeübt werden. Aus der Vergangenheit hat man noch ein anderes Gefühl. Doch die Berufswelt hat sich verändert. In vielen Jobs gerade in der Wissensarbeit ist nicht mehr der Faktor Zeit ausschlaggebend für den Erfolg. Viel mehr geht es darum, Kreativität gezielt und effektiv einzusetzen.
Auf was muss ich verzichten, wenn ich in Teilzeit arbeite?
Das Grundprinzip von Leistung und Gegenleistung trifft auch hier zu. Je weniger ich arbeite, desto weniger werde ich verdienen. Wenn ich also meine Arbeitszeit auf 80% reduziere und eine Vier-Tage-Woche mache, so werde ich auch nur noch 80% meines Gehaltes ausgezahlt bekommen. Einige Nebeneffekte wie ein günstigerer Steuersatz oder anders herum ein höherer Eigenbeitrag zur Leasingrate des Firmenwagens sollte man mit einplanen.
Ansonsten gilt freie Platzwahl. Der Job ist weiterhin im Rahmen der Bedingungen frei ausgestaltbar. In der Regel wirst du als Teilzeitmitarbeiter keinen deutlichen Unterschied in der Akzeptanz und Arbeitsweise wahrnehmen.
In einigen konservativen Unternehmen wird es allerdings noch nach alter Schule schwierig für einen Mann sein, sich als Teilzeitmitarbeiter einen gleichberechtigten Rang zu erarbeiten. Auch das sollte man bei seiner Entscheidung abwägen.
Wie überzeuge ich meinen Chef, meine Stelle auf Teilzeit umzustellen?
Bevor man in die Diskussion mit dem Chef geht, sollte man mit sich selbst im reinen sein.
Wie überzeugt bin ich denn selbst davon? Denn manchmal ist man selbst sein größter Feind, den es erst einmal zu überwinden gilt.
Einige Fragen als Anregung für die Reflexion:
Habe ich Angst davor, in Teilzeit zu arbeiten?
Habe ich es verdient, in Teilzeit zu arbeiten?
Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn meine Kollegen mehr arbeiten müssen?
Bin ich weniger wert, wenn ich weniger Arbeite?
Habe ich versagt und muss nur deswegen in Teilzeit arbeiten, weil ich zu schwach bin, alles in Vollzeit zu schaffen?
Steht man klar hinter seiner Entscheidung und hat ein gutes Gefühl dabei, so lässt sich die Überzeugungsarbeit wesentlich besser bewältigen.
Einige Ansätze für die Überzeugung des Chefs:
Welche Vorteile entstehen durch die Teilzeit?
Die Personalkosten werden gesenkt
Der Mitarbeiter ist in der anwesenden Zeit motivierter und Leistungsfähiger
Bei Kreativ- und Wissensarbeitern: Bei einer reduzierten Arbeitszeit sinkt die Produktivität nur geringfügig.
Bindung an das Unternehmen
Attraktivität als Arbeitgeber gute Fachkräfte
Vermeidung von Aufwand und Kosten für eine Neubesetzung der Stelle
Erhalt der Investitionen in den Mitarbeiter (Schulungen, aufgebauter Erfahrungsschatz, Netzwerk)
Welche Vorurteile und Widerstände gilt es, zu überwinden?
Der Chef selbst hatte nie Zeit für meine Familie, warum sollte es seinen Mitarbeiter nun besser ergehen?
Das Tagesgeschäft lässt sich in Teilzeit nicht organisieren und bewältigen
Teilzeitmitarbeiter konzentrieren sich nicht auf die Arbeit und leisten daher weniger
Es ist unfair den Vollzeit-Mitarbeiter gegenüber – gerade wenn Überstunden nötig sind.
Gerade über diese Aspekte sollte man sich im Vorfeld Gedanken machen. Hier eine gute Antwort und vielleicht auch eine Hilfestellung für den Chef, die Perspektive zu verändern, kann wahre Wunder bewirken.
Praktische Überlegungen zur Teilzeit
Ist der Schritt erst einmal vollzogen und eine grundsätzliche Zustimmung vorhanden, so ergeben sich einige praktische Überlegungen.
Wie viele Stunden pro Woche werde ich in Teilzeit arbeiten? (z.B. 32 Stunden oder 25 Stunden)
Wie teile ich meine Arbeitszeit ein? (z.B. täglich 6 Stunden oder 4-Tage-Woche und jeden Freitag frei)
Wie gehe ich mit Geschäftsreisen um? (ist die 4-Tage-Woche da vielleicht praktischer?)
Gibt es regelmäßige Termine in der Firma? (z.B. jeden 1. Freitag im Monat ein Teammeeting)
Fazit
Es ist durchaus möglich, wenn man in Teilzeit arbeitet. Das wichtigste ist, sich vorher selbst klar zu werden, was man will und tatsächlich davon überzeugt zu sein, dass es einem zusteht. In der Überzeugung des Chefs ist es hilfreich, vorab seine Perspektive einzunehmen und ihm Brücken zu schlagen. Denn es ist auch für ihn nicht einfach, an dieser Stelle eventuell neue Wege zu beschreiten.
Weitere Informationen zum Thema Teilzeitarbeit sind unter nachfolgenden Links zu finden:
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/arbeit-in-teilzeit-darf-s-ein-bisschen-weniger-sein-a-748784.html